100 Tage im Amt – eine erste Bilanz

Am 12.01.2016 wurde Pascal Frommenwiler als Trainer der 1. Mannschaft bei Rheineck vorgestellt. Die ersten wichtigen Herausforderungen hat er angepackt – allen voran die Vermittlung einer offensiveren Spielphilosophie. Einen Schwerpunkt für die Zukunft sieht er in der Qualitätssicherung des Fanionteams. IMG_3992

Heute am 20.04.2016 bist du seit genau 100 Tage als Cheftrainer beim FC Rheineck 1 im Amt. Hast du dich gut eingelebt?

Ja, voll und ganz. Ehrlich gesagt kommt es mir so vor als ob ich schon länger hier bin. Ich empfinde das als gutes Zeichen.

Wie hast du den Einstieg erlebt?

Sehr gut.

Führungsspieler wie Sandro Chiarello, Andy Rodrigues, Nicola Di Gregorio, Michael Hausmann und Pascal Lichtenstern haben mich tatkräftig unterstützt.

Auch Präsident René Sutter und Sportchef Franco Frisenda standen mir zur Seite und haben mir alles Wichtige erklärt. Mittlerweile kenne ich auch die 1001 Regeln für die Benützung des Hauptplatzes. (lacht)

Wie aussagekräftig waren die beiden Hallenturniere in Staad und Widnau?

Hallenturniere darf man nicht überbewerten. Es kommt häufig vor, dass Hallen-Ballkünstler draussen auf dem Platz plötzlich im Niemandsland verschwinden.

Wir haben uns sowohl in Staad als auch in Widnau für die Finalspiele qualifiziert. Das ist gut, aber auch nicht mehr. Daraus Hypothesen für die Meisterschaft abzuleiten, kann man nicht.

Welche Erkenntnisse haben die Freundschaftsspiele gebracht?

Die Testspiele standen ganz im Zeichen des neuen Spielsystems. Die wichtigste Erkenntnis war, dass wir die nötigen Offensivspieler für diese Taktik in unseren Reihen haben.

Die Spieler kehrten sichtlich müde und ausgepowert vom Trainingslager zurück. Lag das am Training oder am Nachtleben?

Eine Mischung von beidem.

Wir haben intensiv trainiert, das ist so. Mit vereinzelt bis zu drei Trainingseinheiten am Tag bewegten wir uns bewusst im Grenzbereich.

Ich lege extrem grossen Wert auf die physischen Komponenten, deswegen auch die Intensität im Training. Trainingslager und Ferienlager sind nun mal nicht dasselbe.

Aber nur am Training wird es mit der Müdigkeit nicht gelegen haben. Das unschlagbare „Chiarello-Künzler-Ausgangs-Team“ gab es ja auch noch. (lacht)

Wie viel Perfektionist steckt in dir?

So pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten.

Als Fussballtrainer vertrete ich ganz klar die Meinung, dass man nicht die perfekte Lösung, sondern die bestmögliche Lösung anstreben muss. Im Breitenfussball fehlen uns Zeit und Geld, um unter dem Mikroskop analysieren zu können.

Auf was achtest du im Training?

Auf die Konstanz.

Ich will meine Spieler nicht jede Woche aufs Neue mit zusätzlichen Übungen konfrontieren, sondern eine gewisse Regelmässigkeit hineinbringen. Was bringt es, mit etwas Neuem anzufangen, wenn man das Alte noch nicht verinnerlicht hat?

Ich bin allergisch gegen Alibi-Trainer, die auf der Fahrt ins Training überlegen, was sie heute mit der Mannschaft trainieren. Klar geht für die Trainingsplanung viel Zeit drauf. Auch bei mir. Wahrscheinlich – ich bin mir sogar sicher! – mache ich mehr als der normale Durchschnittstrainer.

So ticke ich. Ich gebe mich mit Durchschnitt nun Mal nicht zufrieden. Ich bin erfolgshungrig und verbissen.

Wie sieht dein Plan aus?

Ich will jeden Spieler individuell besser machen. Gelingt das, dann haben wir Erfolg.

Was meinst du mit Erfolg?

Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele. Erfolg ist der Effekt, der sich daraus ergibt, wenn jeder einzelne Spieler besser wird.

Wie wichtig ist der Kapitän einer Mannschaft?

Er ist überlebenswichtig.

Der Kapitän ist quasi der verlängerte Arm des Trainers und geniesst deshalb auch ein spezielles Vertrauensverhältnis.

Mit Sandro Chiarello haben wir einen sehr erfahrenen Capitano. Sandro hat in der grossen und weiten Fussballwelt schon einiges erlebt.

Er ist ein guter Typ und eine absolute Kapazität.

Mein Vertrauen hat er.

Dann gibt es ja auch noch Andy Rodrigues?

Andy-King (so sage ich ihm) ist der Diplomat im Team.

Seine Fähigkeit auch in hektischen Situationen sachlich zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren, sind bewundernswert. Er packt überall mit an und hat stets ein offenes Ohr.

Steht Sandro nicht auf dem Platz, dann trägt Andy die Binde.

Andy wird im Sommer heiraten. Hoffentlich lässt ihn seine Frau dann trotzdem noch auf den Fussballplatz. Ich freue mich für euch!

Wer oder was ist die WhatsApp-Gruppe „Round Table FCR“?

Eine Gruppe bestehend aus Sandro Chiarello, Andy Rodrigues, Nicola Di Gregorio, Michael Hausmann, Pascal Lichtenstern, Christian Posavec und mir.

Am runden Tisch wird offen und transparent diskutiert. Auch heikle Themen werden angesprochen.

Einige Worte zum Assistenten Christian Posavec?

Chris ist definitiv eine Bereicherung für den gesamten Verein und unsere Mannschaft.

Er ist mit jeder Körperfaser dabei und leidet als ehemaliger 1. Liga Stürmer natürlich mit, wenn wir keine Tore schiessen.

Ich arbeite sehr gerne mit Chris zusammen.

Wir verstehen uns, haben beide eine Vorliebe für Rotwein und Zigarren und ja, wir wissen halt auch, dass der FC Bayern München das Nonplusultra ist.

In der laufenden Rückrunde 2015/16 gab es bisher drei Unentschieden. Minikriese oder alles im Lot?

Es läuft alles nach Plan.

Was unsere Kritiker und Kritikerinnen (die gibt es wirklich! J) zum noch ausbleibenden Offensivfeuerwerk meinen, interessiert mich nicht.

Wir wissen, dass wir mehr Tore schiessen müssen. Folglich wissen wir auch, was zu tun ist.

Gibt es Gefahren, denen die 1. Mannschaft ausgesetzt ist?

Durchaus.

Unser Kader besteht aktuell aus 22 (!) Spielern. Infolge Verletzungen und privater Verpflichtungen trainieren regelmässig 5 – 7 Spieler nicht. Der Trainingsbetrieb gestaltet sich deswegen ein wenig mühsam.

Im Moment ist nur bedingt eine halbwegs gewissenhafte Spielvorbereitung möglich.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sich alle Spieler in etwa auf dem gleichen Level bewegen. Anders formuliert: eine Einwechslung soll die Auswechslung ebenbürtig ersetzten können.

Genau in diesem Punkt sehe ich Entwicklungspotenzial.

Unbestritten gehören die besten Spieler des Vereines in die 1. Mannschaft. Auch wird die Nachhaltigkeit gestärkt, wenn eigene Junioren irgendwann einmal im Fanionteam ankommen. Das aber nur, wenn der Spieler auch die nötige Qualität hat. Lediglich tolle Tricks mit dem Ball anstellen können, genügt nicht.

Wir haben einige Stammkräfte, die mittlerweile bei den Senioren spielen könnten. Für diese Spieler haben wir derzeit keinen vergleichbaren Ersatz. Wir laufen also wie damals der AC Mailand in die Gefahr, dass wir es verpassen, diese absehbaren Lücken zu schliessen. Nur mit Junioren kann man das nicht. Schliesslich will man ja auch konkurrenzfähig bleiben und nicht gegen den Abstieg spielen.

Die Gefahr sehe ich ganz klar darin, dass die Qualität nicht ausreicht, unsere Führungsspieler gleichwertig zu ersetzen. Wir sind zwangsläufig auf auswärtige Spieler angewiesen.

Das müssen nicht nur Spieler aus dem Aktivfussball sein. Warum nicht einmal ein Junior aus der CCJLA in die 3. Liga holen?

Der FC Rheineck ist vorbildlich aufgestellt und in vielerlei Hinsicht äusserst grosszügig. Nicht zu vergessen sind das harmonische Vereinsklima und die tolle Infrastruktur. Uns fehlt es an nichts.

Wir dürfen den Anschluss nicht verpassen.

Mein Ziel ist es, dass wir mittelfristig ganz vorne mitspielen. Das nicht, weil wir das nötige Glück haben und in der Nachspielzeit ständig Tore schiessen, sondern weil wir uns entsprechende Fähigkeiten angeeignet haben.

Ich bin sicher, dass es irgendwo da Draussen heissblütige Fussballer gibt, die uns punktuell verstärken können und hervorragend zum Verein passen.

Dein Vertrag ist bis Sommer befristet. Wie sieht es danach aus?

Danach gehe ich mit meiner Freundin in die wohlverdienten Sommerferien.

(Interview von M. H.)

 

 

Dieser Beitrag wurde unter 3. Liga, FC Rheineck, Fussball, News, Pascal Frommenwiler, Saison 2015/16 abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.