16.04.2016: FC Diepoldsau-Schmitter : FC Rheineck 0:0 (0:0)

Auf dem Sportplatz Rheinauen kommt es zum Duell der punktgleichen Tabellennachbarn. Spannender Vergleich: Diepoldsau stellt mit 27 Treffern in der laufenden Saison die drittbeste Offensive. In puncto Defensive weist Rheineck mit lediglich 11 Gegentoren sogar den besten Wert der Gruppe aus. IMG_3492

1.Halbzeit

Die Rheinecker starteten gut in die Partie und waren in den ersten zwanzig Minuten ganz klar spielbestimmend. Vom Heimteam kam noch wenig bis gar nichts. Auch in Sachen Statistik waren die Rot-Blauen tonangebend.

2. Minute: Eckball
3. Minute: Pfostenschuss von Andy Rodrigues
10. Minute: Gefährlicher Angriff
14: Minute: Gefährlicher Freistoss
16. Minute: Torschuss von Lendim Ibrahimi
20. Minute: Torschuss von Sandro Chiarello

Vor allem beim satten Distanzschuss von Andy Rodrigues in der 3. Minute klebte einmal mehr das Pech an den Füssen. Der Ball knallte an den linken Pfosten, rollte hinter dem Torhüter auf der Linie entlang durch an den rechten Pfosten, wo der heraneilende Verteidiger die Situation schliesslich klären konnte.

Der FC Rheineck stand sicher und geordnet im leicht angepassten 4-3-3 System. Die zwei Dreierketten verschoben sich ballorientiert und die Abstände zum Mitspieler stimmten.

Besonders lobenswert war auch die Defensivarbeit der drei Stürmer Lendim Ibrahimi, Sandro Chiarello und Blerim Ibrahimi.

Diepoldsau sah sich gezwungen, mehrheitlich den langen Ball aus der Abwehr heraus zu schlagen. Rheineck war bis dahin klar die bessere Mannschaft, zum Führungstreffer reichte es aber trotzdem nicht.

Dann kippte das Momentum.

Die Diepoldsauer kamen immer besser ins Spiel und drängten die Rheinecker minutenlang in die eigene Platzhälfte zurück.

Mit gekonnten Ballstafetten liess das Heimteam den Ball sicher und geduldig in den eigenen Reihen zirkulieren. Die Rot-Blauen konnten meistens nur noch hinterherrennen.

Immer wieder kam das Heimteam brandgefährlich vor das Tor. Rheinecks Schlussmann Jan Rohner sei Dank, dass die Rot-Blauen bei einem Schuss aus nächster Nähe nicht in Rückstand geraten sind. Mit einer sehenswerten Flugeinlage konnte Rohner den Ball gerade noch um den Pfosten lenken.

Diepoldsau zelebrierte jetzt richtigen Angriffsfussball. Rheineck auf der anderen Seite reagierte mit gekonnter Defensivarbeit.

Routinier Nicola Di Gregorio führte seine Hintermänner sicher aus der Bredouille heraus. Bereits zum dritten Mal von Beginn an war Raoul Marino in der Viererkette. Der erst 17-jährige Verteidiger war zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Marino spielte über die gesamten 90 Minuten mit einer beeindruckenden Konstanz.

Die Druckwelle der Diepoldsauer endete mit einem Lattenknaller. In Sachen Aluminiumtreffer bestand somit wieder ausgleichende Gerechtigkeit. In den letzten 10 Minuten der ersten Halbzeit drehten die Gäste aus Rheineck wieder auf, was einmal mehr die Zahlen verdeutlichten. Zwei Torschüsse, zwei Eckbälle und drei Freistösse aus gefährlicher Position.

Zum Führungstreffer hat es trotzdem nicht gereicht.

0:0 Pausenstand.

2.Halbzeit

Wie schon im ersten Durchgang erwischten die Gäste den besseren Start.

Auf der linken Seite preschten Grabriel Macedo und sein offensiveres Pendant Lendim Ibrahimi immer wieder gefährlich durch. Auf der rechten Seite bediente Michael Hausmann den engagierten Blerim Ibrahimi. Im Zentrum verteilte Andy Rodrigues die Bälle und konnte so manchen Konter des Heimteams unterbinden.

Wieder folgte eine regelrechte Torschussserie der Rot-Blauen.

Der FC Diepoldsau wurde zunehmend stärker. Und nun war Rheineck einem regelrechten Angriffshagel ausgesetzt. Die Diepoldsauer kamen gleich mehrmals im Strafraum zum Abschluss.

Aber entweder fehlte es an der nötigen Präzision, oder Jan Rohner zeigte, dass man auch Unhaltbare durchaus halten kann. Der bärenstarke Rohner verhinderte den sicheren Rückstand.

Es machte den Eindruck als ob beide Trainer jetzt über taktische Vorgaben hinwegsahen.

Beide Teams drängten auf den Führungstreffer. Es ging Rauf und Runter. Die Anzahl gelber Karten häufte sich, aufgrund technischer Fouls gab es viele Spielunterbrüche, aber es ging trotzdem die Post ab.

In der 74. Minute dann die Schrecksekunde für den FC Rheineck.

Nach einem Angriff musste sich Jan Rohner für einmal geschlagen geben. Der Ball rollte schon in Richtung Torlinie als Fabio Künzler in letzter Sekunde noch klären konnte. Die Rot-Blauen wirkten angezählt, was Diepoldsau auszunutzen versuchte.

In der 80. Minute wurde Diepoldsauers Stürmer mit einem Traumpass bedient und es kam zum 1 gegen 1 mit Keeper Jan Rohner. Mit seiner ganzen Coolness verhinderte Rohner auch in dieser Aktion den wahrscheinlichen Genickbruch seiner Mannschaft.

Die letzte brandgefährliche Aktion des Spiels gehörte dem FC Rheineck.

Wir schreiben die 92. Minute.

Gefährlicher Freistoss für Rheineck, Lendim Ibrahimi nimmt Anlauf und donnert das Leder auf das Tor. Der Diepoldsauer Goali konnte den Ball nur noch abwehren und es kam zum vielversprechenden Abpraller. Gabriel Macedo fehlte eine Fussspitze um noch an den Ball zu kommen.

0:0 Endstand

Meine Spieler haben bis zur letzten Sekunde gekämpft und an den Last-Minute-Sieg geglaubt. Diese mentale Einstellung anerkenne und bewundere ich.

Wir haben jetzt seit 265 (!) Minuten kein Gegentor kassiert und somit in der laufenden Saison einen Rekord aufgestellt. Das freut mich vor allem für die Defensivleute und die beiden Torhüter.

In der Offensive sprechen die Zahlen leider eine andere Sprache. Wie schon gegen Triesenberg standen auch heute gegen Diepoldsau-Schmitter wieder alle Offensivkräfte auf dem Platz, die wir in unseren Reihen haben. Zum Torerfolg hat es trotzdem nicht gereicht.

Oft werde ich nach Erklärungen gefragt, warum das mit dem Tore schiessen (noch) nicht klappt. Ich für mich habe längst eine Erklärung gefunden.

Nach abgeschlossener Vorrunde 2015/16 erzielten wir in 12 Partien lediglich 13 Tore.

Viel Luft nach oben, darin sind wir uns alle einig.

Aus meiner Sicht stockt es im Abschluss deswegen, weil die Spieler schlichtweg noch keine Routine im Tore schiessen haben. Im Defensivbereich zu trainieren ist wesentlich einfacher als die Offensive zu beleben.

Die Spieler brauchen ein Rezept, wie man in welcher Situation Tore schiessen kann. Und um den Fortschritt zu erkennen, müssen unsere Kritiker und Kritikerinnen auch Mal über vorhandene Ignoranz und Naivität hinwegsehen.

Fussball verlangt kein Mindestverständnis, deswegen haben wir wahrscheinlich auch die grössten Stadien. Schon Mal 60’000 Zuschauer bei einem Schachspiel gesehen? Wahrscheinlich nicht.

Vielleicht hätte man sich in jüngster Vergangenheit einmal fragen müssen, warum man ein Spiel gewonnen hat und wie das Erfolgsrezept lautete? Glück und Zufall sind keine Begleiter, wenn es darum geht, Spiele zu gewinnen. Wir müssen das bringen, was wir selber beeinflussen können.

Wenn man während 90 Minuten nichts Offensives zustande brachte und beispielsweise nur dank eines Elfmeters mit 1:0 gewonnen hat, dann muss das für den Trainer zwangläufig ein Alarmzeichen sein. Dass der durchschnittliche Fussballfan (= Besserwisser auf der Tribüne :-)) gar nicht soweit denkt, ist anzunehmen und macht unseren Sport ja auch irgendwie sympathisch.

Ich erinnere gerne an die Fussball-Weltmeisterschaft 2010. Die Schweiz gewinnt überraschend mit 0:1 gegen Spanien. Überall war man zufrieden und die Diskrepanz zwischen Schein und Sein war schier unendlich. Es gab aber auch fachkompetente Fussballkenner, die damals schon geahnt haben, dass in Sachen Offensive nichts zusammenpasst. Wie viele Tore hat die Schweiz anschliessend noch erzielt? Null.

Wir haben jetzt das dritte Remis in Folge eingefahren. Wir alle sind nur mässig zufrieden und haben uns drei Siege gewünscht. Fakt ist aber, dass wir noch nicht soweit sind. Wir arbeiten am Rezept, wie man mittelfristig Tore schiessen kann und dafür reissen sich die Spieler im Training den Arsch auf.

Am kommenden Samstag spielen wir auswärts gegen den FC Teufen. Sowohl als Spieler als auch als Trainer, bin ich schon oft gegen Teufen angetreten. Noch nie habe ich auswärts mit einer Mannschaft gewinnen können. Teufen verkörpert schon seit Jahren das, was echte Kämpfertypen auszeichnen: Härte und Biss! Uns erwartet ein ganz schweres Spiel gegen einen Gegner, der nötigenfalls auch mit dem Kopf durch die Wand geht. Es wird Zeit, diese Negativserie endlich zu beenden.

Ich für mich weiss, dass wenn überhaupt, nur mit Rheineck ein Sieg zu holen ist. Wir sind eine grossartige Mannschaft! Wir haben grossartige Spieler! Wir sind grossartig!

Abschliessend noch ein Denkanstoss die ewigen Miesmacher und Miesmacherinnen: Jeder/Jede ist überzeugt, er/sie könne Bücher kritisieren, nur weil er/sie lesen und schreiben gelernt hat. Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart.

Irgendwann öffnet sich der Knoten und wir kommen auf den Geschmack, wie lecker Tore schiessen ist.

Pascal Frommenwiler
Trainer FC Rheineck 1

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